Anleitung zum selber machen mit Bildern

22.06.2018

Wer vor der Herausforderung steht, sich die eigenen Nägel oder die einer Freundin mit Acryl zu modellieren, sollte sich zunächst gut über das "Wie" informieren. Von zentraler Bedeutung sind die eingesetzten Materialien und die Reihenfolge der Arbeitsschritte. Ganz abgesehen natürlich von den arbeitstechnischen Feinheiten, die es zu beachten gilt.

Acrylnägel Anleitung mit Bildern

Diese Anleitung hilft dabei, die wesentlichen Schritte und die Abläufe anschaulich zu erklären, so dass das Ergebnis möglichst hochwertig und vorzeigbar ausfällt. Aber aller Anfang ist schwer und nur Übung macht den Meister. Wenn es also bei der ersten Modellage noch nicht alles zu 100 Prozent klappt, dann ist das kein Grund, es nicht nochmals zu versuchen. Mit jedem Pinselstrich lernt man dazu.

Welche Materialien man unbedingt benötigt

Um die Acrylmodellage selbst zu machen, benötigt man zunächst einmal eine Grundausstattung, ein so genanntes Starterset. Das muss dabei enthalten sein:

  • DGHM-gelistetes Desinfektionsmittel
  • Propusher
  • Acrylpinsel aus Rotmarderhaar
  • Liquid und Acrylpulver in den gewünschten Farben
  • Feilen
  • Papierservietten
  • Dappen Dish
  • Dehydrator, eventuell auch ein Primer
  • Eventuell Glanzgel

Je nach gewünschter Verlängerungsmethode werden entweder noch Schablonen oder Tips, Tipcutter und Tipkleber benötigt. Die Methode mit Schablone ist zwar anspruchsvoller, aber erheblich schonender für den Nagel.

Die Vorbereitung zur Acrylnagel-Modellage

Bevor es los gehen kann, werden die Hände gründlich desinfiziert. Anschließend nimmt man den Propusher und schiebt mit der spatelförmigen Seite die Nagelhaut zurück zum Nagelpfalz.

Auf keinen Fall darf Nagelhautentferner verwendet werden. Mit der messerähnlichen Seite des Pushers wird nun in radierenden Bewegungen die unsichtbare Nagelhaut entfernt. Dies muss sehr gründlich erfolgen.

Eine schlechte Vorbereitung des Naturnagels ist der häufigste Grund für Liftings. Also dafür, dass der Kunstnagel die Haftung zum Naturnagel verliert und sich ablöst.

Nun wird der Nagel mit einer Feile mit 240 Grit in Wuchsrichtung sanft mattiert. Das bedeutet, dass man immer von der Nagelwurzel zur Nagelspitze hin arbeitet. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Die richtige Naturnagelvorbereitung

Naturnagelvorbereitung Acrylnägel

Handelsübliche weiße Bufferblöcke sind für Arbeiten am Naturnagel viel zu grob und können diesen ungewollt verletzen. Das Arbeiten in Wuchsrichtung ist wichtig, um die Lamellen des Naturnagels nicht zu beschädigen. Es darf niemals „kreuz und quer“ gefeilt werden.

Der entstandene Staub wird mit einer Nagelbürste gründlich entfernt. Nun erfolgt eine erneute Überprüfung, ob noch glänzende Stellen vorhanden sind. Falls erforderlich, wird nachgearbeitet und der Staub erneut entfernt.

Jetzt kann der Dehydrator aufgebracht werden. Er wird mehrmals hintereinander dünn aufgetragen, bis er sofort einzieht.

Eventuell kann bei Problemnägeln auch ein Primer verwendet werden. Man sollte es aber immer erst ohne ihn versuchen, um den Naturnagel nicht unnötig zu strapazieren.

Verwendet man Primer gibt es zwei Anwendungsformen:

– Einmal sehr sparsam auftragen und trocknen lassen
– Eine dünne Schicht auftragen und durchtrocknen lassen, eine zweite Schicht auftragen und feucht überarbeiten.

Primer verhindert etwa 30 Minuten das Nachfetten. Es empfiehlt sich also, jeden Nagel erst dann vorzubereiten, wenn er auch an der Reihe ist. Dies mindert Liftingprobleme.

Der Nagel ist jetzt bereit für den weiteren Produktauftrag.

Die Nagelvorbereitung ist das A und O einer haltbaren Modellage. Man sollte sich also genügend Zeit nehmen und gewissenhaft arbeiten.

Die Verlängerung der Acrylnägel

Auf den Vorbereiteten Nagel wird nun entweder ein Tip geklebt oder eine Schablone angelegt.

1. Verlängerung mit Tip

Möchte man einen Tip setzen, sollte der Primer erst nach dem Tipkleben und Blenden verwendet werden. Die Tipmethode ist einfach zu erlernen, hat aber bei Krallennägeln und anderen Problemnägeln starke Schwachstellen, denn diese Nagelformen können so nicht korrigiert werden und falsch sitzende Tips können sogar zu Nagelablösungen führen (Onycholyse).

Man wählt den Tip passend zur Wölbung des Naturnagels aus. Die Wölbung des Tips muss sich der des Naturnagels wie eine zweite Haut anschmiegen. Ein häufig gemachter Fehler ist das Auswählen nach der Breite. Ist der Tip zu breit muss er schmaler gefeilt werden, er darf aber auf keinen Fall zu schmal werden. Hat er die passende Form wird die Klebekante mit Tipkleber bestrichen und der Naturnagel in dieser Kante eingerastet, anschließend wird er langsam nach unten gedrückt.

Es dürfen keine Lufteinschlüsse und Blasen vorhanden sein, diese wären idealer Nährboden für Pilze. Entstehen doch welche, muss der Tip mit Aceton wieder abgelöst werden. Niemals reißen oder versuchen, ihn durch feilen zu entfernen, wenn man noch nicht die nötige Erfahrung hat.

Sitzt der Tip, wird er mit dem Cutter gekürzt. Der Winkel zwischen Cutter und Tip beeinflusst maßgeblich die spätere Form. Nun wird der Tip geblendet. Das bedeutet, dass man die Auflagefläche so dünn feilt, dass kein Überganz zum Naturnagel mehr sichtbar wird. Tipblender ist hier nur bedingt eine Hilfe. Empfehlenswert sind Cleartips. Naturfarbene lassen sich nur schwer blenden.

Der komplette Tip wird auf die Hälfte seiner ursprünglichen Stärke ausgedünnt. Jetzt wird der Staub entfernt und man kann mit dem Acrylauftrag beginnen.

2. Verlängerung mit Schablone

Acrylnägel Verlängerung mit Schablone
Die Schablonentechnik ist etwas schwerer zu erlernen, ist dafür aber auch die professionellere und preiswertere Variante.

Dazu wird die Schablone an den vorbereiten Naturnagel angelegt.

Zunächst rollt man sie etwas über den Pinsel und zieht sie dann vom Trägerpapier ab.

Dann setzt man sie so an den Naturnagel, dass die Mittellinie eine Verlängerung des Fingerknochens wird und die Seitenlinien wie eine Verlängerung der natürlichen Wachstumslinie des Nagels wirken. (siehe Bild rechts zur Verdeutlichung

3. Der Produktauftrag

Um gut mit dem Acryl umgehen zu können, sollte man die richtige Technik kennen, wie man „das perfekte Bällchen“ machen kann.

Der Pinsel wird in das mit Liquid gefüllte Dappen Dish eingetaucht und aufgefächert, damit keine Luftblasen mehr im Pinselkörper sind. Steigen keine Blasen mehr auf, streift man ihn am Rand ab und taucht ihn noch einmal in das Liquid. Je nachdem, wie oft man abstreift, kann man die Bällchengröße bestimmen.

Das Bällchen ist genau richtig, wenn es nicht vom Pinsel tropft und feucht glänzt. Wenn man es mit leichtem Druck absetzt, verändert es seine Form kaum und läuft nicht davon. Es sollte auch nicht „staubig“ aussehen, dann ist es zu trocken.

Die falsche Konsistenz führt dazu, dass der Nagel nur wenig belastbar ist, schneller vergilben oder gar brechen kann, obwohl man die Statik gewissenhaft aufgebaut hat.

Auf den fertig vorbereiteten Nagel wird nun ein relativ trockenes Bällchen Coverpowder aufgesetzt und so in Form gedrückt, dass eine schöne Smileline entsteht. Man muss hierbei beachten, eine kleine „Wand“ zu bilden, an die man dann mit dem weißen Bällchen für das French anstoßen kann. (Abbildung 3)

Abbildung 3: Das erste Acryl Bällchen (links) – Die fertige Nagelbettverlängerung (rechts)

Acryl Bällchen -Nagelbettverlängerung Acrylnägel

Ein zweites Bällchen, das etwas kleiner und feuchter sein sollte als das erste wird nun direkt dahinter etwa in der Mitte des Naturnagels aufgesetzt und zum Nagelmöndchen hin flach gedrückt. Dadurch wird erreicht, dass der Farbübergang nicht so hart ist und der Rauswuchs nicht so schnell sichtbar wird. Darüber wird noch ein kleines Bällchen pinkes Powder gesetzt. Das lässt die Farbe rosiger wirken, gleicht Höhenunterschiede aus und verstärkt den Stressbereich.

Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass man die Smileline an dieser Stelle mit der Feile nacharbeiten kann, wenn das Produkt getrocknet ist. Das ist besonders für Anfänger von Vorteil, denn ein schönes French ist am Anfang nicht ganz so leicht, wie es aussieht.

Das French wird aus einem großen Bällchen geformt, in diesem Beispiel in weiß. Die äußeren Ecken des Frenchs können auch mit jeweils einem kleinen Bällchen nachgesetzt werden. Je gründlicher der Produktauftrag geschieht, um so weniger muss im Anschluss gefeilt werden.

Bei Acrylnägeln hat man die Möglichkeit, diese zu pinchen. (Abbildung 4)

Pinchen bedeutet, vereinfacht gesagt, die Seiten zusammen zu drücken, um eine starke Wölbung in den Tunnel des Nagels zu bekommen. Ähnlich wie bei einer Kuppel eines Gebäudes sorgt diese Wölbung dann für mehr Stabilität und ermöglicht eine dünnere Verarbeitung. Diese Technik ist nichts für Unerfahrene, da bei falscher Anwendung Nagelbettablösungen oder andere Nageldeformierungen und –schädigungen die Folge sein können.

Abbildung 4: Nagel vor dem Pinchen (links) – Nagel nach dem Pinchen (rechts)

Acrylnägel pinchen Smilelinie

Für Anfänger ist es ausreichend, das Material leicht mit Daumen und Zeigefinger zusammen zu drücken, wenn es beginnt, blind beziehungsweise matt zu werden. Jetzt kann auch die Schablone vorsichtig entfernt werden. Der Acrylnagel ist fertig ausgehärtet, wenn er beim darauf Klopfen einen hellen Ton erzeugt. Feuchtes Material klingt eher dumpf.

4. Das Befeilen

Der Acrylnagel ist jetzt durchgehärtet und bereit, um in Form gebracht zu werden. Niemals darf der Kunstnagel in unausgehärtetem Zustand befeilt werden, das würde zu Ablösungen des Materials führen (Lifting).

Egal, ob der Nagel oval oder eckig gefeilt wird, er wird zunächst immer auf eine eckige Form ausgearbeitet. Damit wird gewährleistet, dass die Statik des Nagels stimmig ist.

Es wird damit begonnen, die untere Seitenlinie (Baseline) zu befeilen. (Abbildung 5) Sie bildet die Verlängerung der natürlichen Wachstumslinie des Nagels und führt gerade aus dem Nagelbett heraus.

Abbildung 5: Herausarbeiten der unteren Seitenlinie, auch Baseline genannt

Seitenlinie Baseline bei Acrylnägel

An diesem Bild sieht man auch gut die Arch, auch Stresspunkt genannt. Dieser Punkt ist der höchste Punkt der Modellage und ein wichtiger Bestandteil einer guten Statik. Je nachdem, nach welchem Standard man arbeitet, führt man die Feile beim Befeilen des freien Nagelendes nun parallel zur Baseline oder lässt die Feile leicht abfallen. Im gezeigten Beispiel wird der so genannte „New Style“ gearbeitet.

Nun werden die Seitenlinien befeilt. Dabei sollte man gerade sitzen und auf den Feilkern schauen. So lässt sich eine optimale Feilenführung gewährleisten. Die Seitenlinien führen vom breitesten Punkt des Naturnagels aus nach vorn. Niemals darf man versuchen, durch Einfeilen den Nagel schlanker wirken zu lassen!

Jetzt geht es an die Oberfläche:

Der Bereich zum Naturnagel hin wird flach gefeilt, damit der Rauswuchs nicht so schnell sichtbar ist.

Das Feilschema zeigt, in welche Richtung die Feile geführt werden sollte.

Feilschema Acrylnägel

5. Das Finish

Abschließend wird der Nagel von allen Seiten kontrolliert, gegebenenfalls wird nachgebessert. Ist man zufrieden, kann man ihn nur polieren oder mit Glanzgel versiegeln.

One Stroke Nagel mit Blumen

Im gezeigten Beispiel wurde mit der One Stroke Technik noch eine Blume aufgebracht. Dies ist eine schöne Möglichkeit, schnell und einfach einen Schmucknagel zu gestalten.

Abschließend wird er mit einem lichthärtendem Hochglanzgel überzogen und ausgehärtet.

One stroke Acrylnaegel Modellage

Damit man lange Freude an seinen Acrylnägeln hat, sollte man diese regelmäßig einölen.